Allgemeine Gesundheit

Warum der PSA-Test und Prostatakrebs-Biomarker für die Männergesundheit so wichtig sind

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Zahl der fortgeschrittenen Prostatakrebserkrankungen steigt, was mit einem Rückgang der Vorsorgeuntersuchungen für Prostatakrebs zusammenhängt.
  • Der PSA-Test (ein Test auf das Prostata-spezifisches Antigen) ist ein einfacher, kostengünstiger Bluttest, der bei der Früherkennung von Prostatakrebs sehr nützlich sein kann und zudem eine Überbehandlung verhindert, wenn er mit nicht-invasiven Biomarkern für Prostatakrebs kombiniert wird.
  • Durch Prostatakrebs-Biomarker lassen sich Prostatakrebs und gutartige Erkrankungen voneinander unterscheiden, die Aggressivität des Krebses bestimmen und die wirksamsten Therapieoptionen ermitteln.
  • Männer mit einem durchschnittlichen Prostatakrebsrisiko sollten ab 50 Jahren einen PSA-Test durchführen lassen. Männer mit einem erhöhten Risiko sollten sich ab 45 testen lassen, und afroamerikanische Männer sollten ein Screening ab 40 Jahren in Betracht ziehen.
  • Die meisten Männer müssen aktiv nach einen PSA-Test fragen und die Initiative ergreifen, um Fortschritte bei den Biomarkertests mit ihrem Arzt zu besprechen.

Warum steigt die Zahl der Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakrebs?

Bei einem von acht Männern in den USA wird im Laufe seines Lebens Prostatakrebs diagnostiziert.1 Prostatakrebs ist zwar die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache bei Männern, doch bei frühzeitiger Diagnose liegt die Überlebensrate bei nahezu 100 %.2 Dennoch wird heute bei mehr Männern Prostatakrebs in einem fortgeschrittenem Stadium diagnostiziert als noch vor 10 Jahren. Fortgeschrittener Prostatakrebs bedeutet, dass sich der Krebs außerhalb der Prostata auf andere Teile des Körpers ausgebreitet hat, was die Behandlung erschwert. Die Überlebensrate von Männern mit fortgeschrittenem Prostatakrebs liegt bei 34 %.3

Die Zahl der Todesfälle durch Prostatakrebs war 20 Jahre lang stetig gesunken, bis die US Preventive Services Task Force (USPSTF) im Jahr 2008 die routinemäßige Anwendung des PSA-Tests zur Prostatakrebsvorsorge nicht mehr empfahl. Die Task Force kam zu dem Schluss, dass er mehr Schaden verursache als Nutzen bringe. Vor 2008 wurden bei vielen Männern mit erhöhtem PSA-Wert und vergrößerter Prostata eine Prostatabiopsie durchgeführt, die sich als unnötig erwies. Die USPSTF stellte fest, dass fast 50 % der Männer mit Biopsien übertherapiert wurden, da eine vergrößerte Prostata und ein erhöhter PSA-Wert auch durch andere Erkrankungen oder durch eine langsam wachsende Form von Prostatakrebs verursacht werden können.4  

Im Jahr 2018 änderte die USPSTF ihre Empfehlung und empfahl, dass Männer im Alter von 55–69 Jahren selbst entscheiden sollten, ob sie einen PSA-Test durchführen lassen möchten.5 Seit dem 6. Oktober 2023 überprüft die USPSTF ihre Empfehlungen zur Prostatakrebsvorsorge erneut.6

Um es einfach auszudrücken: In den letzten zehn Jahren scheuten sich viele Ärzte, den PSA-Test für das Prostatakrebs-Screening zu empfehlen, sodass weniger Männer den Test durchführen ließen und Prostatakrebs nun in fortgeschritteneren Stadien entdeckt wird.  

Ist der PSA-Test immer noch relevant für die Früherkennung von Prostatakrebs?

Der PSA-Test ist äußerst wertvoll, wenn es um die Früherkennung von Prostatakrebs geht. Der einfache und kostengünstige Bluttest kann Ärzten dabei helfen, festzustellen, ob bei einigen Patienten mit erhöhten PSA-Werten zusätzliche Tests erforderlich sind. Der PSA-Test sollte jedoch nicht allein verwendet werden – er zeigt nur einen Teil des Sachverhalts.

Heute kann der PSA-Test bei Männern mit erhöhten PSA-Werten mit Tests auf Prostatakrebs-Biomarker kombiniert werden. So lässt sich Prostatakrebs frühzeitig erkennen und gleichzeitig kann Krebs bei Männern ausgeschlossen werden, denen andernfalls zu einer Biopsie geraten werden würde. Eine Studie zeigte, dass ein Biomarkertest bei Patienten mit PSA-Werten von 4,0–10,0 ng/ml die Zahl der Biopsien um 40 % reduziert.7

Tests für Prostatakrebs-Biomarker sind nicht-invasiv und erfordern lediglich eine Urin-, Blut- oder Gewebeprobe (von einer früheren Biopsie). Diese Tests können zusätzliche Erkenntnisse liefern, wie:

  • Ob ein erhöhter PSA-Wert auf Krebs oder eine gutartige Erkrankung wie die gutartige Prostatahyperplasie (BPH) hinweist.
  • Wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass eine aggressive Form von Prostatakrebs gefunden wird, wenn Sie eine Biopsie durchführen lassen.
  • Wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass bei einer negativen Biopsie Krebs übersehen wurde (falsch negative Biopsie).
  • Wie gut der Krebs auf verschiedene Behandlungsmöglichkeiten anspricht, falls Krebs festgestellt wird.

Wenn bei Ihnen eine genetische Mutation vorliegt, die Ihr Risiko für Prostatakrebs erhöht, sollten Sie sorgfältiger überwacht und/oder untersucht werden.

Wie Sie einen PSA-Test erhalten und eine Überbehandlung vermeiden

Aufgrund der sich ändernden Richtlinien der USPSTF und verschiedener medizinischer Organisationen veranlassen viele Ärzte leider nicht mehr routinemäßig PSA-Tests. Der PSA-Test ist jedoch immer noch ein sehr wertvoller erster Schritt zur Früherkennung von Prostatakrebs. Aus diesem Grund empfehlen viele Prostatakrebsorganisationen und sogar der US-Kongress, dass Männer mit einem durchschnittlichen Prostatakrebsrisiko ab dem Alter von 50 Jahren regelmäßig einen PSA-Test durchführen lassen sollten.

In Europa wird jedes Jahr bei etwa 450.000 Männern Prostatakrebs diagnostiziert, was ihn zur häufigsten Krebserkrankung bei Männern macht.8 Prostatakrebs wurde als geeignete Zielkrankheit für systematische Vorsorgeuntersuchungen in die Empfehlung aufgenommen, und die Länder wurden aufgefordert, mit Pilot-Screening-Programmen und zusätzlichen Studien fortzufahren.9 Im Jahr 2023 finanzierte das EU4Health-Programm das Projekt PRAISE-U mit dem Ziel, die durch Prostatakrebs verursachte Morbidität und Mortalität in den EU-Mitgliedstaaten durch intelligente Früherkennung zu verringern. 10

Die offiziellen Richtlinien der Ärztekammern variieren zwar, jedoch sollten Männer mit einer familiären Vorbelastung oder genetischen Mutationen, die mit einem erhöhten Risiko einhergehen, bereits mit 45 Jahren mit dem Screening beginnen. Da Prostatakrebs in der Vergangenheit häufiger bei Schwarzen Männern aufgetreten ist, sollten sie mit dem PSA-Test im Alter von 40 Jahren beginnen. 

Da PSA-Tests mit einer Überbehandlung in Verbindung gebracht werden, müssen Sie möglicherweise aktiv nach diesem einfachen Bluttest fragen. Vielleicht müssen Sie immer wieder nachfragen. Ich bin Experte für Prostatakrebs und muss meinen Arzt trotzdem immer wieder um den Test bitten.

Nachdem ein PSA-Test durchgeführt wurde, ist es wichtig, daran zu denken, dass bei einem erhöhten PSA-Wert nicht sofort eine Biopsie durchgeführt werden sollte. Es gibt Biomarker für Prostatakrebs, die mehr Informationen liefern können, bevor man sich einem invasiven Eingriff unterzieht, der möglicherweise nicht notwendig ist.

5 Schritte, um Ihre Chancen zu erhöhen, Prostatakrebs frühzeitig zu diagnostizieren

Schritt 1: Kennen Sie Ihr Risiko. Gibt es in Ihrer Familie Fälle von Brust-, Darm-, Eierstock-, Bauchspeicheldrüsen- oder Prostatakrebs? Wenn ja, haben Sie möglicherweise eine genetische Mutation, die Ihr Risiko für Prostatakrebs erhöhen könnte. Auch Alter, Herkunft und Lebensstil erhöhen Ihr Risiko.

Schritt 2: Verlangen Sie den PSA-Test. Wenn Sie 50 oder älter sind und ein durchschnittliches Risiko haben, sollten Sie bei Ihrer jährlichen Gesundheitsuntersuchung einen PSA-Test verlangen. Wenn Sie als Risikopatient gelten, sollten Sie mit Ihrem Arzt darüber sprechen, ob Sie bereits mit 45 Jahren oder früher mit dem Screening beginnen sollten. Wenn Sie Schwarz sind, sollten Sie bereits im Alter von 40 Jahren über einen PSA-Test sprechen.

Schritt 3: Treten Sie für Ihre Gesundheit ein. Wenn Ihr Arzt den PSA-Test nicht durchführen möchte, fragen Sie ihn nach Biomarkertests, die über den PSA-Test hinausgehende spezifische Erkenntnisse liefern können. Oder fragen Sie ihn nach einem 4Kscore-Test anstelle eines PSA-Tests. Der 4Kscore ist ein einfacher Test, der durch die Auswertung von vier prostataspezifischen Biomarkern und klinischen Informationen angibt, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass eine aggressive Form von Prostatakrebs gefunden wird.

Schritt 4: Wissen, was als Nächstes kommt. Wenn Sie zu den 80 % der Männer gehören, bei denen der PSA-Wert unter 1,5 ng/ml liegt, werden Sie und Ihr Arzt sich wahrscheinlich dafür entscheiden, den Test in 5 Jahren erneut durchführen zu lassen. Wenn Ihr PSA-Wert 1,5 ng/ml oder höher ist, wird Ihr Arzt als Nächstes wahrscheinlich eine digitale rektale Untersuchung (DRU) durchführen, um die Größe Ihrer Prostata und etwaige verdächtige Knoten zu beurteilen. Darüber hinaus sollten Sie und Ihr Arzt in Betracht ziehen, Prostata-Biomarkertests durchführen zu lassen, um zusätzliche Informationen zu erhalten und um zu ermitteln, ob Ihr erhöhter PSA-Wert möglicherweise auf Krebs oder eine gutartige Erkrankung zurückzuführen ist. Außerdem sollten Sie eine Wiederholung des PSA-Tests in 6 Monaten erwägen.

Schritt 5: Nutzen Sie alle Informationen für die Entscheidung über eine Biopsie. Sie und Ihr Arzt sollten alle Ihre Ergebnisse nutzen, einschließlich der Ergebnisse des PSA-Tests, des DRU und der Prostata-Biomarkertests, um zu entscheiden, ob eine Prostatabiopsie ein notwendiger nächster Schritt ist.

Quellen:

  1. American Cancer Society: Key Statistics for Prostate Cancer [Zugriff 2-NOV-2023]
  2. American Society of Clinical Oncology Prostate Cancer Statistics [Zugriff 2-NOV-2023]
  3. National Institutes of Health: National Cancer Institute, Cancer Stat Facts: Prostate Cancer [Zugriff 2-NOV-2023]
  4. US Preventive Services Task Force Final Recommendation Statement: Prostate Cancer Screening, 2008. [Zugriff 2-NOV-2023]
  5. US Preventive Services Task Force Final Recommendation Statement: Prostate Cancer Screening, 2018. [Zugriff 2-NOV-2023]
  6. US Preventive Services Task Force Prostate Cancer: Screening An Update for This Topic is In Progress. 6 October 2023. [Zugriff 2-NOV-2023]
  7. White J, et al. Prostate Cancer and Prostatic Diseases 2018; 21, 78-84.
  8. Ferlay, J.et al. Cancer incidence and mortality patterns in Europe: Estimates for 40 countries and 25 major cancers in 2018. European journal of cancer, 103, 356–387. 2018 [Zugriff 9-Nov-2023]
  9. Májek O, Babjuk M, Roobol MJ, et al. How to follow the new EU Council recommendation and improve prostate cancer early detection: the Prostaforum 2022 declaration. Eur Urol Open Sci. 2023;53:106-108. 8 June 2023 [Zugriff 9-Nov-2023]
  10. European Commission: PRAISE-U [Zugriff 9-Nov-2023]

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