Allgemeine Gesundheit
Erektile Dysfunktion

ED nach Prostatakrebs

Das Wichtigste in Kürze
  • Erektionsstörungen sind eine sehr häufige Folge von Therapien von Prostatakrebs. 
  • Verschiedene Behandlungsmöglichkeiten für erektile Dysfunktion können Patienten mit Prostatakrebs nach der Behandlung helfen – darunter nicht-invasive und invasive Optionen.
  • Wird keine Behandlung durchgeführt, besteht die Gefahr eines dauerhaften Verlusts der Erektionsfähigkeit. Falls Sie Symptome der erektilen Dysfunktion erfahren, wenden Sie sich unbedingt an eine medizinischen Fachkraft und besprechen Sie die geeignete Behandlungsmöglichkeiten.

Was ist Prostatakrebs?

Die walnussförmige Prostata ist nur bei Männern vorhanden. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, die Samenflüssigkeit zu produzieren, die die Spermien ernährt und transportiert. Wenn in dieser Drüse Krebs festgestellt wird, spricht man von Prostatakrebs. Etwa jede vierte neue Krebsdiagnose ist Prostatakrebs. Damit ist er die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Üblicherweise mutieren bei Prostatakrebs Gene, die mit dem Testosteron-Stoffwechsel zu tun haben. Zu Beginn benötigt Prostatakrebs Testosteron und andere Androgene, um zu wachsen. 

Was ist erektile Dysfunktion?

Erektile Dysfunktion, früher auch als Impotenz bezeichnet, ist definiert als die anhaltende Unfähigkeit, eine für einen befriedigenden Geschlechtsverkehr erforderliche Erektion des Penis zu erreichen oder aufrechtzuerhalten. Forscher schätzen, dass etwa 40 % aller 40-Jährigen von einer Form der erektilen Dysfunktion betroffen sind, wobei die Prävalenz mit jedem weiteren Jahrzehnt um 10 % steigt.1 Auch jüngere Männer können von diesen Symptomen betroffen sein. Jeder vierte Mann, der wegen Erektionsstörungen einen Arzt aufsucht, ist jünger als 40 Jahre. Wie zutreffend diese Schätzungen sind, ist jedoch noch Gegenstand von Diskussionen. Unsere jüngste Studie ergab, dass fast die Hälfte der (2.000 befragten) britischen Männer nicht zum Arzt gehen würde, wenn sie Erektionsstörungen hätten.

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Prostatakrebs nach erektiler Dysfunktion: Ist das häufig?

Hier bei TRTed diskutieren wir regelmäßig über den engen Zusammenhang zwischen erektiler Dysfunktion und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Weltweit anerkannte Kardiologen halten sie für einen frühen Prädiktor für Atherosklerose (Plaquebildung in den Arterien) und raten Patienten mit ED unbedingt einen Arzt aufzusuchen. Aber auch die wachsende Zahl von Forschungsarbeiten, die erektile Dysfunktion und Prostatakrebs untersuchen, gibt Anlass zur Sorge.

Laut der britischen Studie Life After Prostate Cancer Diagnosis (Das Leben nach der Diagnose Prostatakrebs), in der über 30.000 Überlebende von Prostatakrebs 18 bis 42 Monate nach der Diagnose untersucht wurden, beschreiben 81 % der Patienten ihre sexuelle Funktion als „schlecht“ oder „sehr schlecht“.2 Erektile Dysfunktion, eine der beiden häufigsten sexuellen Störungen, ist eine wahrscheinliche Erklärung für diese Selbsteinschätzung. In einer anderen Studie wurden Männer, die wegen Prostatakrebs behandelt wurden, gebeten, ihre Fähigkeit, „eine Erektion zu bekommen und aufrechtzuerhalten“, auf einer Skala von 1 bis 5 zu bewerten (, wobei 5 die bestmögliche Erektionsfähigkeit darstellt). Der Mittelwert lag bei 2: „gering.“3

Erektionsstörungen treten nicht immer unmittelbar nach der Diagnose Prostatakrebs auf und hängen vom Behandlungskonzept ab. Typischerweise entwickeln sich Erektionsstörungen, die mit den allmählichen strukturellen Veränderungen im Penis einhergehen, in den Monaten und Jahren nach der Prostatakrebsbehandlung und können dauerhaft sein. So liegt die Prävalenz der erektilen Dysfunktion bei Männern mit Prostatakrebs nach einer Strahlentherapie bei 67–85 % und es kann bis zu 24 Monate später auftreten.4 Eine Analyse bei 16 Männern nach Strahlentherapie bei Prostatakrebs ergab, dass eine erektile Dysfunktion im Durchschnitt nach 8 Monaten auftrat.5

Warum verursacht die Behandlung von Prostatakrebs erektile Dysfunktion? (Prostatektomie, Radiotherapie)

Die meisten Experten sind der Ansicht, dass erektile Dysfunktion eine Folge der Prostatakrebsbehandlung und nicht der Krankheit selbst ist. Die meisten gängigen Therapien – Strahlentherapie, Androgendeprivationstherapie oder radikale Prostatektomie – können zu Erektionsstörungen führen. 

Die Prostate Cancer Foundation (Stiftung für Prostatakrebs) erklärt: „Die Nerven und Blutgefäße, die den physischen Aspekt einer Erektion steuern, sind extrem empfindlich, und jede Verletzung in diesem Bereich kann zu Veränderungen führen.“ Aber sie betonen auch, dass „innerhalb eines Jahres nach der Behandlung bei den meisten Männern mit intakten Nerven eine wesentliche Verbesserung eintritt.“   Im Folgenden erläutern wir, wie die wichtigsten Behandlungsformen von Prostatakrebs zu erektiler Dysfunktion führen können:

Radikale Prostatektomie:
  • Eine Prostatektomie ist die teilweise oder vollständige Entfernung der Prostata und stellt die häufigste Behandlungsmethode bei Prostatakrebs dar. Allerdings können bei dieser Therapieform die Arterien und der Schwellkörpernerv im Bereich des Penis geschädigt werden, was zu Sauerstoffmangel, Entzündungen und dem Absterben von glatten Muskelzellen führen kann. Eine Studie hat gezeigt, dass bei einigen Patienten bis zu zwei Jahre nach der Prostatektomie Symptome einer postoperativen erektilen Dysfunktion auftreten können.6
Radiotherapie:
  • Bei der Radiotherapie (Strahlentherapie) werden hochenergetische, röntgenähnliche Strahlen eingesetzt, um Prostatakrebszellen zu zerstören. Diese Therapieform kann die Gefäßstrukturen, die in den Penis führen und innerhalb des Penis liegen, beeinträchtigen (und die Arterien verengen). Die Schädigung dieser Strukturen durch Strahlung ist der Grund für die nachlassende Erektionsfähigkeit.7 Eine Analyse von fast 3.000 Patienten ergab, dass eine Beeinträchtigung der Erektionsfähigkeit nach einer Strahlentherapie häufig auftritt.8 Je nach Art der Strahlentherapie lag der mittlere Anstieg der Männer, die über ED berichteten, nach zwei Jahren zwischen 17 % und 26 %. Männer, die wegen Prostatakrebs eine Strahlentherapie erhielten, beschrieben die starken negativen Auswirkungen der erektilen Dysfunktion auf ihr Selbstbild als Mann und ihr Selbstwertgefühl.
Androgenentzugstherapie:
  • Der gezielte Entzug von Androgenen ist eine Behandlung, die häufig zur Vorbereitung auf oder begleitend zu anderen Prostatakrebsbehandlungen eingesetzt wird. Selten ist sie die alleinige Therapie. Die Ziele der Androgendeprivationstherapie bestehen vor allem darin, die Prostata zu verkleinern und zu verhindern, dass Androgene mit der Prostata in Wechselwirkung treten. Wie der Name bereits vermuten lässt, wird bei der Androgendeprivationstherapie der Serumtestosteronspiegel gesenkt, der eng mit dem sexuellen Verlangen und der sexuellen Funktion zusammenhängt.9 Die Erektionsfähigkeit hängt zwar nicht ausschließlich vom Serumtestosteronspiegel ab, aber sie ist bei ∽ 85 % der Männer, die eine Androgenentzugstherapie erhalten, beeinträchtigt. In der Prostate Cancer Outcomes Study (Studie zu Prostatakrebsergebnissen) des Surveillance, Epidemiology and End Results Programme (Programm für Überwachung, Epidemiologie und Endergebnisse) verloren 69 % der Männer, die vor der Androgendeprivationstherapie potent waren, ihre Erektionsfähigkeit nach der Behandlung.10

Wir bei TRTed sind uns auch bewusst, dass Prostatakrebs das Risiko für Depressionen und den Verlust des Selbstwertgefühls erhöhen kann – zwei psychologische Folgen, die mit Erektionsstörungen in Verbindung stehen. In einer Studie wurde gemessen, wie Patienten, die wegen Prostatakrebs behandelt wurden, ihre Lebensqualität sowie Gefühle von Angst und Depression einschätzten. Es zeigte sich ein eindeutiger Zusammenhang zwischen diesen Faktoren.3 Erektile Funktion und Depression waren signifikant miteinander assoziiert, und die erektile Funktion blieb ein signifikanter Prädiktor für Depression, auch wenn andere erklärende Faktoren berücksichtigt wurden. 

Behandlung der erektilen Dysfunktion nach der Diagnose Prostatakrebs

Wie immer ist es von entscheidender Bedeutung, den besten Standard an professioneller Betreuung anzustreben. In ihren Untersuchungen stellten die Wissenschaftlerin Amy Dyer und ihre Kollegen fest, dass „... viele Männer trotz des hohen Risikos einer therapiebedingten Erektionsstörung nicht nach anerkannten bzw. zum Zeitpunkt der Studie verfügbaren Leitlinien behandelt wurden.”11 Es gibt keinen einheitlichen Behandlungsplan für Patienten mit erektiler Dysfunktion nach Prostatakrebs. Ein erfahrener Arzt kann Sie dabei unterstützen, einen Therapieplan zu finden, der zu Ihren Behandlungszielen, Erwartungen, Wünschen, Begleiterkrankungen, intimen Beziehungen und begleitenden Therapien passt.

 Für die Wiederherstellung der erektilen Funktion stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, sowohl invasive als auch nicht invasive Verfahren. Phosphodiesterase-Phosphat-5-Hemmer („PDE-5-Inhibitoren“) werden am häufigsten als nichtinvasive Therapieoption für erektile Dysfunktion nach einer Prostatakrebsbehandlung empfohlen. Diese Therapieform wird allgemein als wirksam, einfach in der Anwendung und gut verträglich angesehen und besitzt ein akzeptables Sicherheitsprofil. Dennoch sind PDE-5-Inhibitoren nicht für alle Patienten geeignet, insbesondere nicht für Männer mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der Vorgeschichte. Zudem scheinen etwa 25–50 % der Männer innerhalb von 12 Monaten nach der Prostatakrebsbehandlung nicht mehr auf PDE-5-Inhibitoren anzusprechen. Es wird angenommen, dass diese Zahl bei Männern mit bestimmten Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes noch höher ist.12

Wenn die Erstlinientherapien nicht erfolgreich sind, können invasivere Optionen wie die intrakavernöse Injektion (ICI) und transurethrale Prostaglandin-E1-(PGE1)-Injektionen eingesetzt werden. Im Vergleich zu intrakavernösen Injektionen ist Alprostadil-Creme eine weit weniger invasive Therapieform und kann daher von vielen Patienten bevorzugt werden. In den europäischen Leitlinien für sexuelle Funktionsstörungen bei Männern wird Alprostadil-Creme als Alternative für Männer empfohlen, die eine weniger invasive Behandlungsform als Injektionen bevorzugen. Der Nachteil ist jedoch, dass diese Therapie weniger wirksam ist.13 Alprostadil-Creme wird in die Harnröhre des Penis eingebracht, und die Erektion setzt zwischen 5 und 30 Minuten nach der Anwendung ein. Die Erektion kann zwischen einer und zwei Stunden anhalten.

Weitere mögliche nicht invasive Behandlungsmethoden sind eine Testosteronersatztherapie und psychologische Beratung bei Angst und Depression. Vorläufige Daten aus einer kleinen Anzahl von Studien deuten sogar darauf hin, dass bestimmte sportliche Übungen die sexuelle Dysfunktion bei Prostatakrebspatienten verbessern können.14

Erfahren Sie mehr über die Behandlung der erektilen Dysfunktion

Sprechen Sie im Zweifelsfall mit einer medizinischen Fachkraft 

Wenn diese Behandlungen für Sie in Betracht kommen, empfehlen wir Ihnen, ihren Nutzen und ihre Besonderheiten mit einer medizinischen Fachkraft zu besprechen.

Quellen:

  1. Feldman HA. J Urol. 1994;151(1):54-61.
  2. Downing A. Lancet Oncol. 2019;20(3):436-447.
  3. Nelson CJ et al. J Sex Med. 2011;8(2):560-6.
  4. White ID et al. Int J Clin Pract. 2015;69(1):106-23.
  5. Mulhall J et al. J Sex Med. 2005;2(3):432-7.
  6. Nelson CJ et al. J Sex Med. 2010;7(1 Pt 1):129-35.
  7. Wittman D et al. Int J Impot Res. 2009;21(5):265-84.
  8. Hunt AA et al. Prostate Cancer Prostatic Dis. 2021;24(1):128-134.
  9. Sountoulides P & Rountos T. ISRN Urol. 2013;240108.
  10. Potosky AL et al. J Clin Oncol. 2001;19(17):3750-7.
  11. Dyer A et al. BMJ Open. 2019;9(10):e030856.
  12. Hackett G et al. J Sex Med. 2018;15(4):430-457.
  13. Hatzimouratidis K et al. Eur Urol. 2010;57(5):804-14.
  14. Reimer N et al. J Sex Med. 2021;18(11):1899-1914.

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